Im August und September hat sich viel getan in Hinblick auf die Senheimer Straße. Insbesondere haben z.B. zahlreiche Gespräche von Bürgerverein sowie Bürgerinitiative mit Mitgliedern des Bezirksamts zur Senheimer Straße stattgefunden und das neue Baumgutachten wurde ausgewertet. Die Perspektive zum Erhalt der Baumallee hat sich in diesem Zuge seit Juli stetig verbessert. Mittlerweile können wir bilanzieren: Das Engagement hat sich gelohnt. Fast alle Bäume können stehen bleiben.
Im Rahmen der BVV vom 11. September und dann im Detail beim gemeinsamen Gespräch von BI und Bürgerverein mit Stadträtin, Amtsleitung und Bezirksbürgermeisterin am 19. September wurde durch das Bezirksamt klargestellt, dass eine Umplanung erfolgt und nur noch 11 Bäume gemäß Baumgutachten gefällt werden sollen. Die Bauplanungsunterlage (BPU) wird aktuell geändert. Es wird deshalb notwendig, dass der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses zustimmt, um mit den Ausführungsplanungen beginnen zu können. Mit Baubeginn wäre dann nach Aussagen der Stadträtin Mitte 2025 zu rechnen. Insbesondere beim Standard der Sanierung des Bürgersteiges soll es Abstriche geben. Die mittlerweile massiv gestiegenen Baukosten müssen abgefangen werden.
Das Bezirksamt will nun auch auf die Verschiebung der Bordsteine um 50 cm nach Osten verzichten. Die Sanierung erfolgt also im alten Querschnitt. Weiterhin ist eine 3,5 m asphaltierte Fahrbahn in der Mitte der Straße auf grundhaft saniertem Untergrund vorgesehen. Beidseitig soll es je 2 m breite gepflasterte Seitenstreifen geben. Dabei soll der jeweils erste Meter neben der Asphaltbahn ebenfalls grundhaft erneuert werden (u.a. wäre eine alte Betonschicht unter dem historischen Pflaster zu entfernen). Der jeweils letzte Meter nach Osten und Westen vor den Bürgersteigen soll „händisch“ saniert werden. D.h. hier soll zu Schonung der Baumwurzeln ohne großen Maschineneinsatz nur eine Ausbesserung der Pflasterung stattfinden. Insgesamt soll weitgehend der historische Pflasterbestand genutzt werden. (Inwieweit das angesichts der Verbindung mit der untenliegenden brüchigen Betonplatte möglich sein wird, muss man sehen.)
Die Bürgersteige sollen größtenteils im Bestand erhalten bleiben. Zum einen aus Kostengründen, zum anderen, um die darunterliegenden Wurzeln nicht zu beschädigen.
Bürgerverein und Bürgerinitiative zeigten sich mit der Richtung der Umplanung zufrieden. Es wurde gebeten, nochmals zu prüfen, ob neben den zwei Bäumen, die sicher eine Gefährdung darstellen, die weiteren neun im Gutachten zur Fällung vorgesehenen Bäume nicht auch stehen bleiben können, da die Fällempfehlung noch auf Basis der alten Planungen erfolgte. Das wurde zugesichert. Dem Bürgerverein war wichtig, dass auch bei weitgehendem Bestandserhalt der Bürgersteige eine barrierefreie Absenkung der Bordsteige an den Straßenkreuzungen erfolgt. Dies wurde auch zugesichert. Ebenso wurde zugesichert, dass die Anlage eines Zebrastreifens an der Ecke Markgrafenstraße zur Schulwegsicherung mit dem Senat geprüft wird. Auf Rückfrage des Bürgervereins wurde auch Klargestellt, dass Nachpflanzungen nicht mehr wie zeitweise geplant mit Linden, sondern mit Ahornen erfolgen. Längere Diskussionen gab es noch zur Frage, ob nicht doch Bordsteine ganz oder teilweise versetzt werden sollten, um Bestandsbäumen oder zumindest Neupflanzungen mehr Raum zu geben. Hier wird es weitere Prüfungen geben. In jedem Fall soll neues Substrat in die Baumscheiben eingebracht werden. Die Bürgerinitiative bat noch um Bestätigung, dass die Gehwegüberfahrten in jetziger Struktur erhalten bleiben. Das wurde bejaht.
Weitere Details und den Fortschritt des Planungsverfahrens wird das Bezirksamt bei einer öffentlichen Veranstaltung im November oder Dezember vorstellen.
Auch wenn das Verfahren noch nicht abgeschlossen ist, hat der Vorgang doch gezeigt, wie wichtig bürgerschaftliches Engagement ist. Eine alte Planung, mit der letztlich kein Beteiligter glücklich war, konnte nochmal geändert werden. Die Zusammenarbeit von Bürgerverein und Bürgerinitiative erwies sich als äußerst fruchtbar. In enger Abstimmung wirkte jeder über seine Kanäle. Die BI mobilisierte eine ganze Nachbarschaft und wurde mit Anfragen in der BVV, Aktionen in der Straße und Fahrradkorsos in erheblichem Maße öffentlichkeitswirksam. Der Bürgerverein arbeitete systematisch alle Fachfragen auf, die zunächst für die Ursprungsplanung von 2017 ins Feld geführt wurden (Feuerwehrerschließung, Versickerung, Wurzelproblematik etc.), verdeutlichte den rechtlichen Schutzstauts der Frohnauer Alleen, führte zahlreiche Gespräche und entwarf Alternativen.
Informationen des Bezirksamtes: Neubau Senheimer Straße
Ausblick
Das Vorgehen könnte ein Beispiel auch für andere Projekte sein. Aber eigentlich sollte es gar nicht zu solchen Konfrontationen aufgrund einer „abgeschlossenen“ Planung quasi „in letzter Minute“ kommen. Zukünftig wäre es nötig, auch bei Straßenplanungen eine frühzeitige Einbeziehung der Bürgerschaft vorzunehmen. Denn sie können entscheidende Impulse geben. Eine Straßensanierung ist heute keine reine Oberflächenreparatur mehr: Vielmehr muss über neue Querschnittsaufteilungen, mehr Raum für Bepflanzung und Versickerung in Zeiten des Klimawandels, Barrierefreiheit, Ressourcenschonung beim Bauen, das Für und Wider von Parkplätzen oder Radverkehrsanlagen und in der Gartenstadt auch über Denkmalpflege diskutiert werden.
Der Bürgerverein hat das Bezirksamt in Hinblick auf kommende Planungen bereits um eine andere Vorgehensweise gebeten, was zumindest aufgenommen wurde. Wir werden uns auf Basis zahlreicher Vorarbeiten im Bürgerverein mit Vorschlägen für die vier 1910 in Frohnau entworfenen wichtigsten Straßenquerschnittstypen einbringen, um zukünftig grundsätzliche Handlungsleitlinien für Querschnitt, Baumart, Oberflächenbeschaffenheit etc. zu haben. Wer Interesse an Mitarbeit hat, ist herzlich eingeladen.